Ich erinnere mich an diese Nacht auch deshalb, weil es die erste Nachtwar, in der ich zu Hause alleine blieb. Ich ging schlafen und kurzdarauf war auch die Zeit für meine Eltern gekommen, zu gehen. Als ichdie Tür zuschlagen hörte, kriegte ich plötzlich panische Angst. DiesesGefühl der Hilflosigkeit fühle ich bei der Erinnerung noch heute. Aufeinmal war ich so allein.
Ich rannte aus der Wohnung in der Hoffnung,dass ich die Eltern noch bei dem Aufzug erreiche. Doch sie waren nichtda. Was aber da war, war die Angst. Angst allein zu sein. Mit Tränen inden Augen klingelte ich bei den Nachbarn und verbrachte den Rest derNacht dort. Bis schließlich meine Eltern wiederkammen. Ich warglücklich, dass ich sie wieder sah, glücklich, dass ich wußte, dass sieimmer zurückkommen werden. Ich wußte damals nicht, was diese Nacht fürmeine Eltern, für mich, für unseres Volk bedeutet hat. Heute weiß iches, und ich bin stolz. Stolz darauf, dass die Menschen endlich neinsagten. Sie sagten nein, weil sie an etwas glaubten, sie sagten nein,weil sie sich für ihre Kinder ein beseres Leben wünschten. Sie sagtenein, weil es einfach die Zeit gekommen war, endlich nein zusagen!
Es war einmal eine Nacht. Eine kalte graue Novembernacht. Unddoch war an dieser Nacht etwas Besonderes. Etwas, was den Menschen, diedamals ihre Kinder zu Hause alleine ließen, Hoffnung gab. Die Hoffnungauf ein besseres Leben, die Hoffnung um frei zu sein. Heute, vieleJahre nach diesem historischen Ereigniss, der für unser Volk die Tür indie Welt öffnete, erinnere ich mich an diese Nacht, Lächeln wechseltdie Tränen. Ich erinnere mich an eine Nacht, in der es Draußen sehrkalt war. Ich erinnere mich an eine Nacht, in der meine Elternweggingen und ich das erste Mal alleine zu Hause blieb. Ich erinneremich an eine Nacht, in der wir die Freihet gewannen...